04.03.2021
Wieder stehen –Widerstehen
Betrachten: Der menschliche Fuß ist ein geniales Kunstwerk. Es besteht aus 26 Knochen, die durch mehr als 100 Muskeln, Sehnen und Bindegewebe gehalten und bewegt werden. So ermöglichen uns unsere Füße, aufrecht zu stehen und auf sehr unterschiedlichen Untergründen zu gehen. Verletzungen an unseren Füßen sind nicht nur sehr schmerzhaft, sie schränken unsere Aktionsfähigkeit erheblich ein. Kein Wunder, dass Gewalttäter Menschen an den Füßen fesseln oder verletzen, um sie außer Gefecht zu setzen. So erging es dem oder der Unbekannten, dessen oder deren linker Fuß bei einer Demonstration im Oktober 2019 in Santiago de Chile mehrfach gebrochen und verdreht wurde. Im nahegelegenen Krankenhaus wurden die Verletzungen im Röntgenbild, das die Vorlage für das Hungertuch bildete, festgehalten.
Bedenken: „Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht (...) Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen.“ (Johannesevangelium, Kapitel 19 Verse 33 und 36)
Die Beine brechen – das war der brutale letzte Akt einer Kreuzigung. Jetzt konnte der Verurteilte sich nicht mehr dem Erstickungstod entgegenstemmen. Es ist kein unbedeutendes Wortspiel: Wieder stehen zu können, ermöglicht es, widerstehen zu können. Für Millionen von Menschen ist Widerstand die einzige Möglichkeit, aufzustehen gegen Unterdrückung und die Verletzung ihrer Menschenwürde. Das Hungertuch der Künstlerin Lilian Moreno Sánchez mahnt mich, an die Menschen zu denken und zu unterstützen, die den Mut zum Widerstand haben.
Wo kann ich mich in meinem Umfeld für andere einsetzen ? Wo ist mein Widerstand gefordert?